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Verliebten sich durch die Städtepartnerschaft und heirateten: Hartmut und Agnieszka Blakert mit Conrad . Hinten Johanna Pietraszak, Agnieszkas Mutter. Foto: Ulla Wolanewitz

Im Nottulner Rathaus hat es gefunkt

Der Städtekontakt veränderte Agnieszka BlakertsLeben: Aus der Partnerschaft entstand eine Ehe

Von Ulla Wolanewitz

Nottuln. „Die Partnerschaft ist mittlerweile eine lebendige Freundschaft", das kann Agnieszka Blakert mit Sicherheit behaupten. Seit drei Jahren arbeitet sie im Komitee mit. „Ich glaube, fast alle Vereine, nicht nur die Chöre und die Sportvereine - hüben wie drüben - haben sich miteinander vernetzt und pflegen eigenständig ihre Kontakte." Dass dieser Städtekontakt auch wesentlichen Einfluss auf ihren eigenen Lebensweg haben sollte, konnte die gebürtige Polin Anfang der 90er Jahre noch nicht ahnen.
Martha und Hansjörg Krukenberg gehörten zu den aktiven Nottulnern, die im April 1991 auf der Suche nach einer geeigneten Stadt nach Polen reisten. „Das Gastmenü bleibt mir immer in bester Erinnerung", schwärmt Martha Krukenberg. „Im Pfarrhaus gab es Fasan mit Rotkohl und Veilchen. Ungewöhnlich, aber vom Feinsten." Zu den großartigen Köchinnen der Festtafel zählte damals auch Johanna Pietraszak, Agnieszkas Mutter. Dort begann die Geschichte der Partnerschaft zwischen Nottuln und Chodziez, die 1992 offiziell besiegelt wurde.
Der Biologin und Religionslehrerin Johanna Pietraszak war das deutsche Ehepaar gleich sympathisch. Ruhigen Gewissens erlaubte sie - ein Jahr später - ihrer damals 17jährigen Tochter einen Ferienaufenthalt bei den Krukenbergs in Nottuln. „Das war ein Kulturschock", gibt die heute 31-jährige Nottulnerin zu. „Diese Freiheit, diese Möglichkeiten und dann das Essen: Kräutersuppe, Käsebrötchen und Melone. Ich kannte es einfach nicht. Ich war überwältigt von all den Eindrücken und wurde krank." Im Rückblick können beide Frauen nun drüber lachen, aber damals war die Not groß. „Mit Fieber ist sie wieder nach Hause gefahren", erinnert sich Martha Krukenberg.
Der Eindruck, den der münsterländische Ort mit seinem historischen Ortskern bei der Polin hinterließ, war allerdings ein sehr guter. Weitere Ferienaufenthalte folgten. Die Nottulner Familie Casimir bot ihr 1994 Kost und Logis an, so dass die junge Abiturientin in der Gemeindever-waltung ein dreimonatiges Praktikum absolvieren konnte. „Ich wollte einfach gut Deutsch lernen", erklärte Agnieszka Blakert, die heute - zwölf Jahre später - akzentfrei Deutsch spricht. Was nicht wundert. Schließlich absolvierte sie hier in Deutschland eine Ausbildung zur Erzieherin und ein Studium zur Sozialpädagogin.
In der Abteilung „Gemeindekasse" saß er, der Nottulner, der 1994 ihr Herz eroberte. Der Vollziehungsbeamte Hartmut Blakert fand schnell Gefallen an der attraktiven, dynamischen Frau aus Chodziez. Und als passionierter Motorradfahrer zeigte er der jungen Besucherin gerne das Münsterland und die weitere Umgebung.
Während die Vereine von Nottuln und Chodziez in den Jahren ihre Freundschaften aufbauten, zog es Agnieszka in den Semesterferien immer wieder nach Nottuln zu ihrem Zukünftigen. „Wir sind viel mit dem Motorrad verreist. Später sind wir allerdings aufs Rad umgestiegen. Das ist doch kommunikativer", schmunzelt die Wahl-Nottulnerin.
Als Hartmut Blakert seine Angebete nach einem Sommeraufenthalt 1996 wieder in die Ferne ziehen lassen musste, gefiel ihm das gar nicht. „Anfang Oktober rief er an. Fragte, ob ich einige Papiere besorgen und wieder rüber kommen könnte", schildert Agnieszka Blakert den versteckten Heiratsantrag. „Ich mach so etwas eben nicht so oft", flankiert Gatte Hartmut mit trockenem Humor diese Beschreibung. Ein paar Tage später hat er sie vom Bus abgeholt, mit einem riesengroßen Blumenstrauß. Eine echte Liebesbekundung, die seine Gattin bis heute nicht vergessen hat.
Drei bis vier Mal im Jahr ist auch Johanna Pietraszak in Nottuln zu Gast. Im Reisege-päck jedes Mal ein Glas Bigos (polnisches Sauerkrautgericht) für ihren Schwiegersohn. Der weiß die polnische Küche mittlerweile auch zu schätzen. Einfach war es nicht für sie, damals, als ihre Tochter 1996 die Koffer packte, um ganz nach Deutschland zu gehen. Zehn Jahre ist das junge Glück nun verheiratet. Wenn sie heute im Garten von Agnieszka und Hartmut sitzt, mit ihrem blonden Enkelsohn Conrad (2) auf dem Schoß, der die blauen Augen vom Papa geerbt hat, dann weiß sie, dass ihre Tochter es richtig gemacht hat.
Gerne reisen die Blakerts auch nach Chodziez, um dort die Idylle auf Omas großem Anwesen am See zu genießen. Dass dieser Landstrich ein schöner ist, davon berichteten auch die Schüler vom Nottulner Gymnasium, die im Mai bei einem Austausch eine Woche in Chodziez verbrachten. Einige Nottulner Jazzfreunde reisen in diesen Tagen nach Chodziez, um dort am 37. Internationalen Jazzworkshop mit hochkarätigen Dozenten teilzunehmen.
Für den Juni 2007 sind schon etliche Busse gechartert. Dann werden viele Nottulner nach Chodziez fahren, um dort gemeinsam mit alten und neuen Freunden das 15-jährige Städtepartnerschafts-Jubiläum zu feiern.
Was Agnieszka Blakerts Aussage ein weiteres Mal bestätigt: „Die Partnerschaft ist mittlerweile eine lebendige Freundschaft".

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Weberhäuser
Eine Straße mit Weberhäusern gehört zu den Sehenswürdigkeiten von Chodziez. DieTextilherstellung war lange ein wichtiges Standbein der Stadt.

Zum Thema:

Chodziez in Kürze

Westfälische Nachrichten - 1.8.2006

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