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Eine Reise mit großem Gewinn
Wie Bernd Mensing als Nottulner Bürgermeister die Gründung der Städtepartnerschaft erlebte
Nottuln. "Wir sind mit der Absicht nach Chodziez gefahren, eine Partnerschaft   zwischen den polnischen und deutschen Menschen zu begründen. Wir kamen   zurück mit vielen Freundschaften in unseren Herzen. Dass unsere Reise in vielerlei Hinsicht ein Gewinn war, wussten wir. Heute wissen wir, wie wertvoll unsere Freundschaft mit den Bürgern von Chodziez ist.“ 
    Bernd Mensing, damals Bürgermeister der Gemeinde Nottuln, führte die   zwölfköpfige Delegation an, die vor 20 Jahren nach Polen reiste, um die   Partnerschaftsurkunde zu unterzeichnen. Es war auch für ihn die erste   Fahrt in das osteuropäische Land. Im Gepäck viele Fragen: Wie ist die   Verständigung möglich? Wie gehen die Menschen dort mit unserer   gemeinsamen Geschichte um, in deren Verlauf wir Deutschen viel Leid über   das polnische Volk und seine Menschen gebracht haben? Fragen, auf die   er schon sehr bald Antworten erhalten sollte.  

    Bernd Mensing (vorne Mitte) war in der  Gründungsphase der Städtepartnerschaft Bürgermeister der Gemeinde  Nottuln. Mit großem Engagement setzte er sich für diese  Partnerschaft ein, war immer wieder ein gern gesehener Gast in  Chodziez. Eingerahmt wird er hier von Maria Weckendorf und Richard  Hanning. Hinten links Heinz Fliß, einer von Mensings Nachfolger im  Bürgermeisteramt, hinten rechts Rolf Schulz, damals  Fraktionsvorsitzender der UBG.
    Es war nicht nur   der freundliche Empfang und der freundschaftliche Umgang an allen   Besuchstagen, es war die Teilnahme vieler Jugendlicher – auch eine   Klasse der Liebfrauen-Realschule war damals in Chodziez dabei –, die   deutlich machte, dass diese Partnerschaft auch das Ziel haben sollte,   „die Vergangenheit aufzuarbeiten, aber besonders die gemeinsame Zukunft   in Frieden und Freundschaft zu erreichen“. 
    In den Reden wurde   dieses Ziel besonders herausgestellt, wobei die gemeinsame schreckliche   Vergangenheit nicht unerwähnt blieb. „Beeindruckend war, wie unsere   neuen Partner mit unserer gemeinsamen Geschichte umgingen. Die   Bewältigung der Vergangenheit ist abgeschlossen, vergessen wird sie   nicht“, erinnert sich Bernd Mensing an das vorherrschende Gefühl damals   in Chodziez. „Eine Botschaft, die mich mit Zuversicht und Begeisterung   die Partnerschaftsurkunde unterzeichnen ließ.“ 
    Mit Interesse   wurde bei Besuchen im Sanatorium für Lungenkranke, bei einer Führung   durch die Porzellanfabrik und bei vielen Begegnungen mit Bürgern und   Verantwortlichen der Partnerstadt registriert, wie die Menschen dort   leben und arbeiten,   aber auch ihre Feste feiern. Unvergesslich der Besuch im Pfarrhaus bei   Pfarrer Jan Stanislawski, bei dem deutlich wurde, wie tief verwurzelt   der katholische Glaube in der Bevölkerung Polens war. Ein Eindruck, der   sich wenig später beim Besuch des Gottesdienstes in der überfüllten   Kirche noch verstärkte. 
    Zu den besonderen und nicht zu   vergessenden Begegnungen gehörten die bei der Kranzniederlegung in   Morzewo. Hier, wo von den Nazis am 7. November 1939 44 polnische   Widerstandskämpfer hingerichtet worden waren, erlebte der damalige   Nottulner Bürgermeister den „emotionalsten Augenblick, der mich tief   bewegt hat“. Jugendliche aus beiden Orten, die bereits Freundschaften   untereinander pflegten, sowie eine Abordnung der Solidarnocz und   Mitglieder der Kriegsveteranen aus Chodziez, also Menschen, die die Not   und das Elend des Krieges erlebt hatten, waren dabei. „Durch dieses   Gedenken wurde deutlich, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben können,   wenn wir uns an das Böse, das hinter uns liegt, erinnern und für eine   gute Zukunft gemeinsam arbeiten.“
Westfälische Nachrichten, 23. Mai 2012




















