
    800 Kilometer liegen zwischen Nottuln und Chodziez – wie auf dem   Geschenk der Gäste zu sehen. „Mental aber sind es inzwischen viel   weniger geworden“, traf Europaministerin Dr. Angelica Schwall-Düren in   ihrer Festrede den Nagel auf den Kopf. Im Bild (v. l.): die   Bürgermeister Peter Amadeus Schneider und Jacek Gursz sowie die   Komiteevorsitzenden Robert Hülsbusch und Jan Margowski.									Foto:   Dieter Klein
    
"Unsere kleine Europäische Union"
20 Jahre Partnerschaft zwischen Chodziez und Nottuln/ Festakt in der Mehrzweckhalle
Von Frank Vogel
Nottuln - „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ Mit diesen Worten beendete Dr. Angelica Schwall-Düren am Samstagabend ihre Festrede beim Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Nottuln und Chodziez. Dass die Menschen in den beiden Orten am Zusammenhalt der Europäischen Union mitwirken, sei ganz wichtig, und dafür danke sie herzlich, sagte die NRW-Europaministerin.

  Beglückwünschte und dankte Nottuln und Chodziez: Europaministerin Dr. Angelica Schwall-Düren. Foto: Dieter Klein
800 Kilometer liegen zwischen Chodziez und Nottuln, „durch Ihr   Engagement der vergangenen 20 Jahre sind es mental aber inzwischen viel   weniger geworden“, rief Dr. Schwall-Düren den Zuhörern in der voll   besetzten Mehrzweckhalle zu. Die Ministerin bettete den Blick auf die   Partnerschaft in einen Rück- und Ausblick auf das allgemeine   deutsch-polnische Verhältnis ein, bei dem sich die nach vielen „Aufs und   Abs“ überwundene Distanz als Win-Win-Situation entpuppt habe. Reicher   geworden sei man dabei weniger an Geld als an Lebenserfahrung und   Freunden. 
    Städtepartnerschaften wie die zwischen Nottuln und   Chodziez seien ein wichtiger Eckpfeiler der bilateralen Beziehungen   zwischen den beiden Ländern. Und sie bitte, sich weiter für die   inzwischen „erwachsen“ gewordene Beziehung zwischen Polen und   Deutschland einzusetzen. „Die neun Stunden Autofahrt werden sich auch in   Zukunft lohnen.“ 
    Eröffnet hatten den Abend die Moderatoren Aggi   Blakert und Matihas Mjesiek, die das Partnerschaftsjubiläum mit einer   „Porzellanhochzeit“ verglichen, bei der noch kein Porzellan zu Bruch   gegangen sei. 
    Bürgermeister Peter Amadeus Schneider zog das Bild   der Symphonie heran: Erst das gemeinsame Musizieren bringe den   symphonischen Gesamtklang zustande. Er bat alle weiter daran zu wirken,   dass der symphonische Klang auch zukünftig den europäischen Konzertsaal   erfüllt. Schneider wiederholte, was er vor fünf Jahren in Chodziez   gesagt hatte: „Die Hand, uns Deutschen von unseren polnischen Nachbarn   zum Friedensgruß gereicht, ist vielleicht das größte Geschenk, das uns   je gemacht worden ist.“ 
    Sein Amtskollege Jacek Gursz hängte   seine Rede auch im Blick auf die Delegation aus St. Amand-Montrond   geschickterweise an einer französischen Zeichentrickserie auf. In der   sei Kindern zum Beispiel auch erklärt worden, wie eine Idee entsteht und   sich verbreitet, wie erst wenige Menschen die Idee haben, dann immer   weitere hinzukommen – genauso wie bei der Städtepartnerschaft zwischen   Chodziez und Nottuln. „Ich bin völlig erstaunt, woher in den letzten 20   Jahren Tausende engagierte Menschen gekommen sind. Es ist als hätte sie   jemand plötzlich aus dem Hut gezaubert.“ Jetzt bilde man eine   „Gemeinschaft der Herzen“, eine „kleine Europäische Union“. Die vielen   jungen Menschen werden die Kontinuität der guten Idee sicherstellen,   meinte Gursz. Und keine Angst: „Unabhängig davon, wie viele Menschen in   unser Haus kommen: Es wird für jeden Platz geben.“ 
    St. Amands   stellvertretende Bürgermeisterin Laurette Denquin überbrachte Grüße aus   der französischen Partnerstadt. Auch diese habe eine polnische   Partnerstadt, aber die Vertreter von Chodziez kenne man besser, da sie   häufig mit den Nottulner Freunden auf dem Weinfest in St. Amand waren.   Und trotz aller modernen Technik sei genau das der Schlüssel für die   europäische Einheit: „Nichts ist so wertvoll wie der wirkliche, direkte   Kontakt.“ 
    Mit der Europahymne, gespielt vom Orchester des   Kulturhauses Chodziez unter Leitung von Slawomir Czapla endete der   offizielle Teil des Festaktes. Und dann war viel Zeit für gutes Essen,   Gespräche, Musik, Tanz – und natürlich Fußball. 
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Westfälische Nachrichten, 11. Juni 2012




















