
    Die Fahnenabordnungen der Verbände und Vereine ziehen in die voll   besetzte St.-Martinus-Kirche ein. Dechant Norbert Caßens und Kaplan Axel   Pieper zelebrieren zusammen mit Prälat Jan Stanislawski und Pfarrer   Iveneusz Szypura die Festmesse.									Foto:   Dieter Klein
    
Ein Fest tiefer Gefühle
Gottesdienst und Kranzniederlegung/ Bürgerfest am Nachmittag
Von Dieter Klein
Nottuln - Nach dem beeindruckenden Festakt am Samstag hatte wohl niemand mehr an eine Steigerung der Gefühle geglaubt. Und dennoch: Schon während des Gottesdienstes in St. Martinus und erst recht danach bei der feierlichen Kranzniederlegung an der Versöhnungskapelle wurden sich die Menschen aus Nottuln und aus Chodziez der Vergangenheit und der Bedeutung der Gegenwart sehr bewusst.

  Der Projektchor zum Partnerschaftsjubiläum präsentiert sich mit einer beeindruckenden Leistung. Foto: Dieter Klein
Da standen die Bannerabordnungen der einstigen Kriegsteilnehmer   nebeneinander am Altar. Da feierten Pfarrdechant Norbert Caßens und   Kaplan Axel Pieper gemeinsam mit dem Pfarrer von St. Florian Chodziez,   Iveneusz Szypura, und dem um die Städtefreundschaft besonders verdienten   Prälaten Jan Stanislawski die Heilige Messe in gleichzeitig drei   Sprachen. Chöre aus Polen und aus Nottuln sangen unter der Gesamtleitung   von Heiner Block gemeinsam die Missa Brevis in einer Komposition von   Jan Szapulski, einem polnischen Musiker aus Chodziez, so eindrucksvoll,   als hätten sie nie etwas anderes gemacht. 
    Die Menschen in der   übervollen Nottulner Pfarrkirche lauschten gebannt dem kristallklaren   Sopran von Sarah Bouwers, klatschten begeistert bei den fröhlichen   Klängen des polnischen Gospelchores mit Jan Margowski. Eine   Fröhlichkeit, die draußen an der Versöhnungskapelle verstummte.   Beklommenheit wurde greifbar beim Anblick des Kranzes aus roten   Margeriten und weißen Gladiolen und den Worten „Versöhnung – Frieden“   auf den Schleifen. Sechs Schülerinnen sprachen ein Friedensgedicht –   mehrsprachig wie die Kranzschleifen. Und dann begrüßte Robert Hülsbusch   die beiden Bürgermeister aus Chodziez und Nottuln sowie Henri Kezhervé,   einen Kriegsveteran aus Chodziez, neben Wolfgang Stanko, dem hiesigen   Vorsitzenden der Kameradschaft ehemaliger Soldaten. 
    Peter   Amadeus Schneider: „Es ist ein besonderer Brückenschlag und es bewegt   mich persönlich, dass ich diesen Brückenschlag erleben darf, dass dieser   Kranz zum Zeichen der Mahnung und zum Zeichen des Friedens von heute   und morgen niedergelegt wird.“ In der Enge der Kapelle verharrten sie   dann alle, die Freunde aus den Partnerstädten gemeinsam mit den   Veteranen. Sie nahmen sich bei den Händen und verneigten sich stumm. 
    Später   wurde es wieder heiter. Getragen von den gemeinsamen Spielen und   Vorträgen, überstrahlt von einer international freundlich gestimmten   Sonne, traf man sich auf dem Stiftsplatz zum Bürgerfest. Bei Eis, Kuchen   oder Currywurst lauschten Gastgeber wie Gäste den Klängen des   Orchesters aus Chodziez, der Nottulner Hale-Bopp-Big-Band oder beiden   gemeinsam. Später freuten sich die Festbesucher über die niedlichen   Kinderstimmen, den anspruchsvollen Sound des Chorus Cantemus, das   Quintett Margowski, die Realschulband oder über die Theatersketche der   Gruppe Majokus. Farbenfroher Abschluss war das Auflassen ungezählter   Luftballons – in den polnischen Nationalfarben Weiß und Rot. 

  Zum Abschluss des großen Partnerschaftswochenendes wurden Hunderte von weißen und roten Luftballons in den Nottulner Himmel aufgelassen. Foto: Stefan Volpert
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    Westfälische  Nachrichten, 12. Juni 2012    



















