
    Nemo blinzelt nach dem Keks: Renata und Thomasz Kaczmarek mit ihrem treuen Hund.									Foto:   Dieter Klein
Neue Heimat - alte Heimat
Renata und Thomasz Kaczmarek aus Polen sind vor 22 Jahren in Deutschland geblieben
Nottuln - Dass Nemo zweisprachig bellen kann, ist schwer zu beweisen. Dass er   aber zweisprachig versteht, schon. Denn ob Renata und Thomasz Kaczmarek   ihrem Nemo „sitz“ oder „siad“ befehlen, ist dem braunen bayrischen   Gebirgs-Schweißhund egal. Der brave Hund gehorcht auf beide Kommandos   gleich schnell. „Nemo ist der einzige Hund in Nottuln, der zweisprachig   erzogen ist“, lachen beide über das Erstaunen der Besucher. 
    Und   die kommen gerne und häufig in das schmucke Häuschen der beiden Polen an   der Schapdettener Straße. Denn Renata und Thomasz Kaczmarek sind   fröhliche, weltoffene Menschen. Und beide sehr an der deutsch-polnischen   Städtepartnerschaft zwischen Chodziez und Nottuln interessiert.
    Die   Sympathie für Deutschland ist in langen Jahren gewachsen: Früher   gehörten Tomasz aus Posen und seine Renata aus der Nähe von Danzig zu   Polens berühmtesten Gesangsinterpreten. In wechselnden Formationen   kletterten sie in den Hitparaden bis weit nach oben. Um dann – als   Mitglieder der berühmten „Solar Band“ – sogar für Konzerte in der   Bundesrepublik verpflichtet zu werden. 

  Mit der „Solar Band“ waren die Kaczmareks auch in Deutschland auf Tour. 
1991 – nach einem Konzert in Dortmund – beschlossen sie, mit ihren   beiden Töchtern Martha und Roxana hier in Deutschland Fuß zu fassen. Bis   2005 lebte die Familie in Warendorf. Dann waren sie es leid, zur Miete   zu wohnen, und setzten eine Anzeige in die Zeitung: „Suchen Haus zum   Renovieren“. Und dieses Haus stand in Nottuln. 
    Natürlich ist ihr   Heim längst fertig. Gemütlich hell, warm und stilvoll schlicht   eingerichtet. „85 Prozent aller Arbeiten haben wir selbst gemacht“, ist   Thomasz noch heute stolz auf das hübsche Domizil. Und wenn es nach dem   polnischen Nationalgericht Bigos duftet, finden sich auch schnell ein   paar Freunde ein. Denn wenn auch Renata, die als Polnisch-Lehrerin an   verschiedenen weiterführenden Schulen in Münster Sprachunterricht gibt,   inzwischen längst ihr Herz für die münsterländische Küche entdeckt hat,   so ganz kann und will sie sich nicht von ihrer Heimat trennen. Und dazu   gehört nun mal Bigos – ein Eintopf aus Sauerkraut, schlesischer Wurst,   Zwiebeln, Speck, Äpfeln, Pflaumen, Steinpilzen, Gewürzen und Rotwein. 
    Als   Erster kann Thomasz am Bigos schnuppern und sich dabei früherer Zeiten   erinnern. Schließlich sitzt der gelernte Instrumentenbauer mit seiner   kleinen Spezialwerkstatt im unmittelbaren Einzugsbereich der Küche. „Das   stimmt mich jedes Mal auf einen neuen Feiertag ein“, freut er sich. 
    In   dieser Stimmung war er wohl auch, als er die Musik zu dem neuesten   Liebeslied auf die Partnerschaft mit Chodziez schrieb. „Den Text hat   Robert Hülsbusch geschrieben“, wehrt er jedes Lob ab. 
    Und   Pfingsten, wenn die beiden mit dem Komitee nach Chodziez reisen, werden   alle gemeinsam ihre „Zwei-Nationen-Hymne“ singen. Nur Nemo darf nicht   mit. Egal in welcher Sprache er auch bellt. 
Von Dieter Klein
Westfälische Nachrichten, 29. März 2013




















