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Versöhnung bleibt ein laufender Prozess

Bürgermeister Schneider und Komiteevorsitzender Hülsbusch schreiben Chodziez

Nottuln - Bürgermeister Peter-Amadeus Schneider und Robert Hülsbusch, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees, Fachbereich Chodziez, haben an die Partnergemeinde Chodziez einen Brief verfasst, in dem sie an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren, an dessen Anfang der Überfall auf Polen stand, erinnern.
„Ab 5.45 Uhr wird zurückgeschossen!“ Mit dieser Lüge schickte Adolf Hitler seine Soldaten am 1. September 1939 über die Grenze nach Polen. Wie groß muss Euer Schreck gewesen sein, wie groß die Sorgen, die Verzweiflung, die Angst", heißt es in dem Brief. "In dem kurzen Krieg wurden viele Menschen in Polen getötet. Unsagbares Leid brachten unsere Väter und Großväter über Euer Land. Nach der Eroberung folgte eine fast fünfjährige furchtbare Besatzung durch die Deutschen." Am End seien 6,2 Millionen Polen tot gewesen, auch die Menschen in Chodziez hätten gelitten.
Was Deutsche Eurem Volk angetan haben, werden wir nie vergessen." betonen Schneider und Hülsbusch. "Es beschämt uns und es wird uns weiter beschämen. Vergessen werden wir auch nicht, wie mühsam nach dem Zweiten Weltkrieg der Versöhnungsprozess begann. Vergessen werden wir nicht, dass die ersten Zeichen einer Annäherung von Polen ausgingen: 1965 schrieben die polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe. Sie gewährten Verzeihung für alles, was dem polnischen Volk angetan wurde. Und – sie baten die Deutschen um Verzeihung für alles, was die erleiden mussten. Eine unglaubliche Geste. Eine Geste der Versöhnungsbereitschaft, die später – 1970 – von deutscher Seite mit dem Kniefall von Willy Brandt beantwortet wurde.
Gerade die polnische Bevölkerung habe an der Beendigung des Kalten Krieges einen großen Anteil, betonen Schneider und Hülsbusch. Als Polen 2004 in die Europäische Union aufgenommen wurde, habe man sich in Nottuln sehr gefreut. "Gern erinnern wir uns an das Treffen der beiden Komitees für Städtepartnerschaft in diesem Jahr, als wir zusammen die neue Perspektive einer gemeinsamen Zukunft gefeiert haben."
Die Versöhnung zwischen Polen und Deutschland sei nicht abgeschlossen, sondern sei ein Prozess der Überwindung alter Feindschaften. "Daran wollen wir auch in Zukunft weiter arbeiten."
Dass Frieden und freundschaftliche Beziehungen nicht selbstverständlich sind, auch nicht in Europa, hätten die letzten Wochen und Monate gezeigt. "Beide erfordern ein ständiges Bemühen – auf der politischen Ebene und auf der Ebene der Zivilgesellschaft. Unsere Städtepartnerschaft, die nun schon über 25 Jahre intensiv gelebt wird, ist hier ein wichtiger Baustein und leistet in diesem Sinne einen echten Friedensbeitrag."

Westfälische Nachrichten, 1. September 2014

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